Der Bergsteigermaler Ernst Platz - Lebenslauf



Ernst Platz wurde am 13.September 1867 in Karlsruhe geboren.

Sein Vater Philipp Platz war Professor am Gymnasium in Karlsruhe in den mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächern. Er war Gründungsmitglied und erster, langjähriger Vorstand der Alpenvereinssektion Karlsruhe. Nebenbei war er noch Mineraloge und Geologe. Von ihm stammt wohl Ernst Platz Liebe zu den Alpen.

Nach der Schule begann Ernst Platz in Karlsruhe ein Architekturstudium, welches er aber nach 6 Semestern abbrach, um nach München zu gehen und sich ganz der Malerei zu widmen. Nach vier Monaten an der Privatschule von Julius Exter wechselte Ernst Platz an die Akademie der Künste zu Professor Alexander von Wagner, wo er mit einer Unterbrechung drei Jahre blieb. Neben der klassischen Ausbildung widmete er sich mehr und mehr seiner Leidenschaft, die Berge und deren "Bezwinger" in Gemälden festzuhalten.
1893 stellte Platz sein erstes Bild im Münchner Glaspalast aus: "Memento Mori". Ein Jahr danach folgte "Kletterer in den Kalkalpen". Erstgenanntes Bild gilt als verschollen. Dies galt auch lange Zeit für den "Kletterer in den Kalkalpen", seit 2005 ist aber bekannt, daß diese Bild noch existiert und in einem guten Zustand ist.

Man muß wohl kaum erwähnen, daß Ernst Platz neben der Malerei auch ein tüchtiger Bergsteiger war. Aus heutiger Sicht sind es keine schweren Touren mehr, aber vor hundert Jahren waren es beachtliche Leistungen. Beispielhaft seien genannt: 1.führerlose Ersteigung des Watzmann von Bartolomä (1895), 1.Ersteigung Fensterlturm (1895), Stablerturm (1895), Winklerturm (1896), Piz Bernina (1897), Kibo 1.Ersteigung von Norden über Hans Meyer-Scharte / zweite Ersteigung (1898), Gul Tau (1903), Schau-Choch 1.Ersteigung (1911).

1898 war für Ernst Platz ein prägendes Jahr. Mit dem Geograph und Verleger Dr. Hans Meyer reiste er nach Afrika und bestieg dort den höchsten Berg Afrikas, den Kilimandscharo. Es existieren zahlreiche Bilder von der ostafrikanischen Küste. Zu der damaligen Zeit waren dies wichtige Dokumente einer fernen, unbekannten Welt. Leider erkrankte Ernst Platz bei diesem Afrikaaufenthalt an Malaria. Mit den Folgen der Krankheit hatte er noch drei Jahre zu kämpfen, was seine alpinistische Leistungsfähigkeit sehr einschränkte.

Eine weitere wichtige Expedition war die erste Reise in den Kaukasus 1903. Leiter der Expedition war Willi Rickmer Rickmers, und mit dabei war unter anderem Oskar Schuster aus Dresden. Es wurden viele Gipfel erstiegen (unter anderem der Uschba), aber Platz war bei den wichtigen Gipfelerfolgen nicht dabei. Seine Aufgabe bei dieser Expedition bleibt unklar und entsprach wohl eher der des Illustrators für folgende Veröffentlichungen.

Danach jährlich lange Aufenthalte in Pettneu am Arlberg.

1911 zweite Kaukasusfahrt mit Dr. Oskar Schuster. Diesmal ist Platz vollwertiges alpinistisches Mitglied, aber die richtig großen Gipfelerfolge bleiben aus.

1914 Planungen für eine Himalayaexpedition, die wegen des Kriegsausbruch nicht verwirklicht werden konnte.
Im ersten Weltkrieg war Ernst Platz  (knapp 50jährig) an der Westfront. Er hatte sich bei Kriegsausbruch freiwillig gemeldet und versah seinen Dienst in der Etappe.

In den folgenden noch verbleibenden gut zwanzig Jahren seines Lebens unternimmt Ernst Platz noch unzählige Fahrten in die Alpen (Karwendel, Lechtal, Bernina...) aber keine große Reise mehr. Der erste Weltkrieg bedeutet auch für das künstlerische Schaffen von Ernst Platz eine Zäsur. Es wird stiller um ihn. Er wiederholt alte Motive wobei ihm der reiche Fundus an Skizzen aus seinen früheren Jahren als Grundlage dient. Ernst Platz stirbt am 17. Januar 1940. Sein Grab befindet sich auf dem Karlsruher Hauptfriedhof.
 
 

Das Schaffen von Ernst Platz beschränkt sich nicht nur auf die klassischen Bergbilder.
Seine sechs Semester Architekturstudium spiegeln sich in zahleichen Bildern wieder, die sich mit Gebäuden oder Innenräumen beschäftigen.
Wenn Platz Porträts malte waren diese oft von Bergsteigern. Platz versuchte dabei nicht nur ein getreues fotografisches Abbild zu schaffen, sondern auch das Wesen des Porträtierten zu erfassen und festzuhalten.
Wichtig in der damaligen Zeit waren auch Gebrauchsgrafiken. Ernst Platz widmete sich auch dieser Art von Kunst, sei es für die Werbung (meist Kataloge für Bergsteigerausrüstung) oder für Ansichtskarten.
Auch zahlreiche Karikaturen sind erhalten.
Besonders zeichnete sich Platz durch seine Bergsteigerstudien aus. Hier findet sich ein reichlicher Fundus an besonders auch heute noch interessanten Dokumenten über Ausrüstungsgegenstände und bersteigerische Techniken. Kein anderer der sonst noch bekannten Bergmaler (Compton, Reschreiter) hat sich mit solch einer Detailtreue, Kompetenz und Ausdauer diesem Thema gewidmet. Viele dieser Studien waren für alpine Lehrbücher gedacht, und sind auch in solchen veröffentlicht worden. Heute sind diese Bilder wichtige und seltene, historische Dokumente einer vergangenen Bergsteigertradition.
 


Startseite Übersicht Zurück

Letzte Änderung: 11.09.05